Marianne Kohn, legendäre Barchefin und Doyenne der Wiener Nachtclubszene besitzt seit 2017 ihr eigenes Modelabel. Die erste Kollektion “POVERA GSCHERTINDIEN by Marianne Kohn” sorgte bei der Vienna Fashion Week 2018 nicht nur wegen der männlichen Models in Kleidern für Furore. Wir durften sie und ihre zwei Hunde in ihrer Wohnung im 7. Bezirk besuchen.
Frau Kohn, bei ihrer Modeschau haben nur Männer ihre Kleider präsentiert. Warum?
Eine Freundin von mir hat gesagt: “Eigentlich war das ein Wahnsinns-Statement.” Die Männer haben Kleider angehabt, wo drauf gestanden ist: „Make Warhall, not war“ oder „Make art, not war“. Und die Typen haben alle gut ausgeschaut in den Kleidern, besser als Frauen.
Wie sind Sie darauf gekommen, Mode zu machen?
Der Helmut Lang hat schon früher immer gesagt: “Wieso machst Du das nicht?” Ich hatte aber kein Interesse daran. Dann hat die Nicole, meine Tochter gesagt: “Mama, mach das, die verkaufen sich sicher gut.” Die verkaufen sich super, ich werde steinreich (lacht). Ich habe am Land einen Raum, da kann ich sie aufhängen, und wenn mir fad ist, mal ich wieder eines. Es ist mir egal, ob ich was verkaufe oder nicht. Und ich will auch keine Tussis in meinen Kleidern sehen, wenn ich ehrlich bin.
Der Name Helmut Lang ist gefallen, das ist ein Jugendfreund.
Jetzt nicht mehr, wir haben eine Krise und ich glaube, diese Krise wird bis zum Tode andauern.
Sie posten auf Facebook regelmäßig Bilder von sich in außergewöhnlichen oder fast schrillen Outfits. Was ist Mode für Sie, stylen Sie sich gerne?
Ich trag so was gerne, wenn ich im G’schäft bin. In der Loos Bar ist es wie auf der Bühne im Theater. Den Gästen gefällt das. Und mir ist das wurscht, ob ich auffalle, das ist mir vollkommen egal. Das ist einfach meins, ich geh auch weiter tätowieren – Wer macht das in meinem Alter mit über 70?
Waren Sie schon immer auffällig angezogen?
Ich glaube, ich war früher biederer als jetzt, früher hätte ich nie bemalte Sachen angezogen, obwohl ich in der Punkszene war. Das ist erst später gekommen. Na ja, normal war ich früher auch nicht angezogen.
Folgen Sie den aktuellen Trends?
Ich habe schon vor zehn Jahren Karos und Punkschuhe mit Nägeln gehabt, jetzt ist das wieder modern.
Ist Selbermachen ein Thema für Sie?
Früher habe ich für mich selbst genäht, da gab es in Wien ja nichts. Ich habe mir Schnitte gekauft und habe mir Sachen genäht, aber eher schlampert. Jetzt habe ich mir mit der Hand Kleider genäht, das geht auch ohne Maschine. Man muss halt einen einfachen Schnitt haben und mit der Hand rollieren. Ich mach‘s gerne, ich nähe beim Fernsehen. Ich habe einen grünen Samtstoff für die Loos Bar gehabt, den konnten wir dort nicht brauchen, da habe ich mir mit der Hand ein Kleid mit Kunstpelz genäht, das schaut super aus und hält ewig.
Beobachten Sie auch, was sich in der österreichischen Designerszene tut?
Ich finde es fad. Die sollten sich mehr trauen und mehr verrückte Sachen machen. Auch die großen Ketten machen verrückte Sachen, die gut ausschauen.
Wo kaufen Sie Ihre Kleidung?
Manchmal findet man auch in den billigen Geschäften etwas, manchmal haben die gute Stücke, aber da muss man schnell zuschlagen. Ich habe eine weiße Kunstfelljacke, die könnte von jedem Designer sein. Und ich kombiniere das mit anderen Sachen, dann schaut es wieder gut aus.
Wie voll ist Ihr Kleiderschrank?
Ich habe einen ganzen Raum mit Fetzen, viel zu viel. Aber ich kaufe eigentlich nichts mehr und habe noch immer zuviel. Und ich habe einige Sachen, die trage ich seit hundert Jahren.
POVERA GSCHERTINDIEN Kollektion
erhältlich über: www.povera.at