FALTENWURF – ZU BESUCH IN DER PLISSEEMANUFAKTUR

Als Jasmin Hirschmann vor drei Jahren die Maßschneiderei mit angeschlossener Plisseemanufaktur in der Grazer Belgiergasse übernahm, musste sie noch erklären, was Plissee eigentlich ist: „Die Faltenröcke von der Oma.” Mittlerweile haben sich die Erklärungen erübrigt. Ob auf Hosen, Blusen oder Kleidern, Plissee ist momentan in den Schaufenstern und Modemagazinen allgegenwärtig und der Plisseerock ist das Mode-Must-Have des Sommers.

Dabei ist Plissee keineswegs neu, schon vor über 4.000 Jahren legten die alten Ägypter ihre Kleidung in Falten. Weil die Herstellung teuer und aufwendig war – die Falten mussten fein säuberlich in den nassen bzw.feuchten Stoff gelegt und mit Steinen beschwert werden – konnten sich nur Herrscher und Pharaonen diesen Stoff leisten.

Als Jasmin Hirschmann vor drei Jahren die Maßschneiderei mit angeschlossener Plisseemanufaktur übernahm, musste sie noch erklären, was Plissee eigentlich ist: „Die Faltenröcke von der Oma.”

Purer Luxus blieb Plissee auch Jahrhunderte später, diesmal in Form von prachtvollen Krägen, die mit Stäbchen verstärkt wurden. Zudem gab man, um die Falten zu fixieren, Stärke aus Weizenmehl oder Wurzelsud bei. Später nutzte man das sogenannte Toll-Eisen, um Falten in den Stoff zu brennen, die zusätzlich mit Wachs fixiert wurden.

Jasmin Hirschmann benutzt in ihrer Plisseewerkstatt eine Falttechnik, die auf das 15. Jahrhundert zurückgeht. Der Stoff wird händisch Falte für Falte zwischen zwei Schablonen gelegt, je nach Stoffmenge und Stoffbeschaffenheit kann das mehrere Stunden dauern.


Bevor der Stoff in den heißen Dampfofen wandert, wird er zu Bündeln verschnürt. Der Ofen, Teil des Inventars der ehemaligen “Grazer Plissieranstalt” am Färberplatz, wird drei Stunden lang auf 100° aufgeheizt, ausgeschaltet und dann auf 30 bis 40° runtergekühlt. Nach dieser rund 4 bis 5-stündigen Auskühlzeit haben sich die Falten dauerhaft in den Stoff gepresst.
Der so entstandene Faltenstoff wird in der Maßschneiderei weiterverarbeitet.

Es entstehen Trachtenröcke, Blusen mit Plissee-Elementen, aber auch klassische Kilts.
Und wer seinen Stoff für die eigenen Nähprojekte bei der Fachfrau für Hohlplissee, Stehplissee, Vollplissee oder Sonnenplissee in Falten legen lässt, bekommt auch gleich nützliche Näh-Tipps mitgeliefert.

Um die Falten dauerhaft ins Gewebe einarbeiten zu können, muss der Stoff aus synthetischen Fasern, zum Beispiel Polyester bestehen. Falten in Naturfasern wie Baumwolle sind nicht wäschebeständig.

Für Röcke eignet sich am besten Sonnenplissee, die Falten verlaufen strahlenförmig und werden nach unten breiter. Der Rock wird im Halbkreis zugeschnitten (Tellerrock). Beim Sonnenplisse kann der Bund ohne Falten auf den Stoff aufgesetzt werden, dabei wird für die richtige Bundweite der plissierte Stoff von oben gekürzt.

  • Rundgeschnittene Röcke sollten erst nach dem Plissieren aushängen, begradigt und dann gesäumt werden.
  • Plissierter Stoff kann bei 30-40° gewaschen werden. Plissierte Seide oder Wolle sollte professionell in der Putzerei gereinigt werden.Die Seitennähte liegen in die tiefen Falten des Plissees.
  • Der Saum wird versäubert und knappkantig abgesteppt oder bei Kunstleder bzw. nicht fransenden Materialien unverar- beitet gelassen.
  • Für den besonderen Schwung kann im Saum des Rocks ein Fischerband mitgenäht werden.

Jassis Plissee & Mode
Belgiergasse 8
8020 Graz
Öffnungszeiten:
Mo-Fr: 9.00-12.00 und 14.00-18.00
Sa: 9.00-12.00
www.jassis.at